Samstag, April 15, 2006

(32) Philosophischer Einstieg VII (BEJ27)

zu 2.7) Der einzelne Mensch kann für sich allein nicht Mensch werden. Selbstsein ist nur in Kommunikation mit anderem Selbstsein möglich und die Selbstverständigung der Existenz in der Kommunikation und damit in der Vernunft geschieht, weil Vernunft der „totale Kommunikationswille“ ist.
Jaspers sieht in der Trias „Existieren, Kommunizieren, Transzendieren“ die Unbedingtheit des Seins-zum-Anderen, das in der Kommunikation ein Medium der Selbstwerdung „in gegenseitiger Schöpfung“ erblickt. Der Geist wird zum Prinzip alles Seienden, und als Wertträger hat der Mensch eine einzigartige Stellung: Gottsucher.

Die Aufklärung will einen Menschen hervorbringen, der sich als Kultur- und Vernunftwesen nicht vom zufällig Gegebenen bestimmen lässt, sondern sich selbst das Gesetz gibt. Es ist letzten Endes der Verstand, der der Natur seine Gesetze vorschreibt
Identität stammt von „außen“. Sie bildet sich aus sowohl subjektiv wie intersubjektiv strukturierten Ablagerungen von sozial und symbolisch vermittelten Handlungen und Eindrücken in einem individuellen „Gedächtnis“. Es entsteht Lebenswissen. Diese hat eine theoretische Seite in der Weltauffassung und eine praktische Seite, wodurch die Lebensführung normiert wird. Ein Sinnhorizont muss erkennbar sein.
„Nur das Ich … ist es, das allem, was ist, Einheit und Beharrlichkeit verleiht.“ so Schelling. So kommt alle Identität dem Ich Gesetzten zu. Es weiß um sich als das in allen Veränderungen konstante, sich durchhaltende Selbst. Das gibt dem Menschen Bezugspunkt, inneren Zusammenhalt und Erkenntnisbegründung. Kern: „Letzte Wissensbegründung ist von vornherein nur dann möglich, wenn es eine an und durch sich selbst begründete, sich selbst rechtfertigende Erkenntnis gibt von vorrationalem, nichtbegrifflichem Charakter, eine…auf sich selbst beziehende ursprüngliche Erkenntnis:…der wir den Namen Geist geben.“
Das Selbst des Menschen kann nur im „bleibenden Durchgang durchs Andere“ sein und werden. Damit tritt der dialektische und dialogische Charakter hervor. Kern: „Selbst und Welt stehen in fundamentaler Korrelation“. Damit öffnet sich aber auch der Raum, „in dem sich der Mensch selbst entscheidet und vollbringt in Freiheit“.
Das Identitätsproblem radikalisiert sich, wo dem einzelnen die Selbstwahl durch Fremdwahl abgenommen wird. Es kommt nicht zur Selbstidentifikation. Der Einzelne verfällt dem Äußeren. Die dialektische Beziehung zur Nicht-Identität wird eingebüßt. Man muss beachten, dass „der Grad der Individualisierung sich an der Wahrung der Ich-Identität bei wachsender Differenzierung zwischen persönlicher und sozialer Identität“ bemisst, schreibt Habermas.

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