Sonntag, April 09, 2006

(20) Massenmedien III (BEJ18)

zu 5.) Nach Doelker sind die Leistungen der massenmedialen Darstellungen, das Bereitstellen von Strategien der Wirklichkeitsbewältigung. Das Abbilden ist eine „Be-welt-igungs“-Strategie. Die Massenmedien führen eine Explosion der Möglichkeiten vor Augen. Das Kontingente wird journalistisch hergestellt. Man spricht vom Homo contingens, wobei an der Kontingenzerfahrung die Angewiesenheit des Menschen auf Sinn ablesbar ist.
Die Welt der Massenmedien ist in einer ganz bestimmten Art und Weise gedacht und auf bestimmte Ziele hingeordnet, die einem Wollen und Sollen aus dem Befund dessen, was die soziale Kommunikation erbringt, entspringt.
Der „homo communicator“ wird durch die elektronischen Massenmedien in das Umfeld einer Medienkultur gestellt, die ein umfassendes Echo ausformt. Es entsteht ein Journalismus zwischen Medium und Botschaft. Es besteht Sorge um den Menschen in seiner zunehmenden Medienabhängigkeit. Hier schließt die Sozialpolitik mit medienpolitischen Erwägungen an.

Jedes Medium setzt Grenzen und fordert einen gewissen Verzicht auf Leistungen anderer Medien- und Zeichensysteme. Gleichzeitig bringt es neue Möglichkeiten.
Das eigentlich Medienspezifische ist in der Nachhaltigkeit der gefühlsmäßigen Bindungen zu suchen. Sozialisation geschieht immer langfristig, geschieht durch Wiederholung, durch immer wiederkehrende Erfahrung. Negative Folge für die Menschen kann sein, dass sie die Fähigkeit verlieren, von der Realität zu lernen, denn die eigenen Lebenserfahrungen sind viel komplizierter als die Ereignisse, die sie auf dem Bildschirm sehen. Es kann aber auch nur überdeckende und nicht erzeugende Ausmaße haben und zwar in den Familien, wo sich sowieso niemand mehr was zu sagen hat. Das TV-Verhalten als logische Folge seiner Zeit und des darin gelebten Verhaltens.
zu 5.a) Verantwortung der Medienproduzenten für die Bilder der Welt und des Menschen, die die Zuschauer in ihren Köpfen herumtragen. In der TV-Empfangssituation werden die Realität und Fiktion oft nicht deutlich unterschieden, was u.a. daran liegt, dass Programme mit journalistischem Wirklichkeitsbezug unmittelbar neben Entertainment zu finden sind. Wer dazu Bildkürzel nicht durch synthetische Leistungen zu einem realistischen Bild zusammenfügen kann, erfährt Politik als Zusammenhanglosigkeit. Er sieht, so Apel, „kein stimmiges Bild der Gesamtwirklichkeit, sondern eine Auswahl von Veränderungsfällen“ auf den Bildschirmen, mit ihren importierten Problemen, die Angst und Ratlosigkeit hinterlassen, weil eine unverstandene Welt zurückbleibt und die Zusammenhänge nicht erkenntlich sind. Die Reaktion des Empfängers „auf so viele, so unübersichtliche, so unlösbar erscheinende, so unaufhaltsam näher rückende Probleme kann nur wachsende Irritation sein, die zu einem Gefühl der Ohnmacht und schließlich zu Abstumpfung und Apathie führt.“
zu 5.c) Wo ein Kommentar die journalistischen Tatsachen und Meinungen erläutert, auslegt und deutet, da such er nach ordnenden Strukturen in dem Geschehen.

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