Freitag, April 14, 2006

(29) Vergemeinschaftung u. Neue Medien (BEJ24)

Alle Anstrengungen sind darauf zu richten, die modernen Instrumente der sozialen Kommunikation in ihren besten Möglichkeiten einzusetzen, die keineswegs ausgeschöpft sind; dies gilt insbesondere für den unterhaltenden Bereich. Die Einwegmediensysteme müssen dialogisiert werden. Man soll versuchen dem ursprünglichen Gesprächsmodell durch Technikfortschritte näher zu kommen
Nach Gottschlich sollen die Bedingungen erhöht werden, mittels bereitgestellter Information (Themen) zugleich auch die Chance orientierter Teilhabe an der Welt zu haben.
Auer, leitet aus dem Recht des Menschen auf Information ein Recht auf Verstehenshilfe ab, das den Medien aufgetragen sei, durch die verwirrende Fülle von Informationen hindurch die Ereigniswirklichkeiten transparent zu machen. Das leitende Kriterium, das als Maßstab dient, um den Kommunikationsprozess im ganzen, seine Inhalte und Methoden zu messen, ist nach Auers Auffassung gemäß dem heutigen Sprachgebrauch „die Würde des Menschen“.
Mediale Ethik ist dabei zunächst sachgerechte Ethik. D.h. ein Sinnverständnis des Kommunikationsprozesses, aus dem heraus die ethischen Weisungen nur dann als begründet hervortreten können, insofern die in ihnen artikulierten Verbindlichkeiten als innere Momente der sozialen Kommunikation erkennbar werden, insofern sie im medialen Prozess selbst ihre Dringlichkeit anmelden, so Auer
Der Garant des Gelingens ist das Wahrheitsethos. „Communis“ heißt gemeinsam. Das „bonum commune“, das gemeine Beste in einem politischen Gemeinwesen liegt in der „communio“ des Wahrheitsaustausches, den die Kommunikation für die Gemeinschaft stiftet. Deshalb kann die katholische Kirche die Kommunikationsmedien theologisch in die Nähe der Mittlerschaft des Gottessohnes rücken. Eilers: „Christus erwies sich als Meister der Kommunikation. … Tatsächlich ist Kommunikation mehr als nur Äußerung von Gedanken oder Ausdruck von Gefühlen; im Tiefsten ist sie Mitteilung seiner selbst in Liebe.“

Boventers Meinung ist, dass in der Allzuständigkeit einer „Informationsmaschine“ das TV nur den geringeren Teil seiner Chancen wahrnimmt. Das TV, dasspielt“ und mit seinem Programm die Menschen vergnügt, sei es zum Lachen oder zum Weinen, zeigt sich von seiner stärksten Seite.

Mit der religiösen Botschaft und der Materie der Verkündigung sind sensible Gegenstände bezeichnet. Wenn es richtig wäre, dass die Abnutzungseffekte, die von der Technologie des TV ausgehen, einen solchen Stoff in vergröbernde und simplifizierende Strukturen zwingen, dann könnte das für die Glaubwürdigkeit der Botschaft verheerende Folgen haben.
Die römische Liturgie mit ihrem Reichtum an Zeichen, Symbolen und Gebärden ist ein einziges Schauspiel, und als solches sehr telegen. Allerdings dogmatische und präzise Formen, wie der Katechismus sie vermittelt hat, vermag das TV nicht zu übertragen. Die wahre christliche Erzählkunst ist das biblische Medium.
Doch das TV, das im Religiösen ein heiteres, kein Büßer- und Asketengewand trägt und spielerische Elemente einbringt, könnte etwas von der Freude in die Religion zurückholen, die bspw. dem mittelalterlichen Christentum nicht fremd gewesen ist. Denn die Botschaften mögen noch so weltlich sein, so lassen sie doch für die Wert- und Lebensfragen jederzeit durchscheinend machen, das etwas eingeht in den Menschen, an dem sie nicht achtlos vorbeigehen.
Wo Religion ins Leben hineingenommen wird, ist sie kein Ghetto: sie lehrt uns, die Dinge so zu sehen, dass sie symbolhaft werden, etwas gegenwärtig sein zu lassen, das nicht anwesend ist und dies tut und kann gerade das Medium TV auf ganz spezifische Weise.
Meiner Meinung nach, ergibt sich für die Kirche, aus dem Vorangegangenen, ein virtueller Missionsauftrag. Auch wenn der Katholik, aufgrund seiner Familie, der Gemeinde, seines stabilen und gesunden sozialen Umfelds nicht so sehr dazu gezwungen ist, die neue virtuelle Welt mitzugestalten und auf sie einzuwirken, dürfte es eine Form der caritas sein, für die Seelen da zu sein, die einsam und verlassen sich hierhin zurückziehen und sonst nur dubiose Ansprechpartner finden, für die die sie niemals mehr als „Material“ sind.
Verständigungsorientiertes Handeln ist moralisches Handeln in einer Welt, die als objektive Welt eines Individuums in Interaktion mit anderen Individuen, die in der gleichen Wertüberlieferung stehen, vorausgesetzt wird.
Zu einem moralisch-ethisch Gebrauch von Medien würde auch dazu gehören, Studenten der Journalistik neben einer Lehre in methodisch-handwerklichem Können, auch an die normative Wirklichkeit und die Substanz verantwortlichen Handelns heranzuführen. Christians hat der Ethikinstruktion 5 Lernziele vorgegeben.
1.) Es soll die moralische Phantasie stimuliert werden, damit es
2.) dem Journalisten möglich ist, moralische Probleme zu erkennen.
3.) Es geht um die Fähigkeit, diese Probleme analysieren zu können.
4.) Herausbildung des moralischen Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein.
5.) Toleranzfähigkeit, um die Gegensätzlichkeit und Ambiguität moralischer Wertvorstellungen aushalten zu können.
Das Objektivitätsideal im Journalismus wird von Merrill las unerfüllbar und selbsttäuschend bezeichnet. Er setzt ihm die indivduelle und engagierte Selbstverpflichtung eines subjektiven Journalismus gegenüber. „Subjektiv“ bedeutet für Merrill, dass der Journalist mit seiner Subjektivität zu leben versteht und sie als Freiheit verantwortet, „und dies erfordert schrittweise eine Theorie der Verantwortung und Moralität, die prägend ist für menschliche Freiheit und ihr zum Leben verhilft.“
Selbstvertrauen wird verlangt, der Mut zum persönlichen Warum und zur existentiellen Selbstverpflichtung gegen die Institutionalisierung und Reglementierung jener höchst persönlichen und wertvollen Qualität, die Verantwortung für ein sinnvolles Leben bedeutet.
Es muss einen Trend geben, von den Rechten zu den Pflichten. Schramm: „Das tragende Motiv für die journalistische Theorie gesellschaftlicher Verantwortung sind die Pflichten gegenüber dem Publikum. Die Presse ist verpflichtet, der Gesellschaft zu dienen.“
Eine größere Anzahl Ombudsmänner bei Medieninstitutionen wäre wünschenswert. Sie wären eine Anstrengung der Selbstkritik und Selbstprüfung. Ombudsmänner nehmen Klagen und Zuschriften der Leser entgegen, sie pflegen systematisch den Leserkontakt und veröffentlichen regelmäßig eine Spalte über Leseraktionen.
Es sollte eine Umorientierung des journalistischen Berufsethos vom Ideal des „Erziehers“ und „Führers“ zum Vermittler in der Herstellung „bestmöglicher Überschaubarkeit“ gesellschaftlicher Kommunikation verlangt. Pressefreiheit und die darauf abgeleiteten Vorrechte und Schutzgarantien sollen nicht die Journalisten privilegieren, sondern die Bürger zu den eigentlichen Nutznießern der Medien machen. Die Freiheit des Journalisten begründet sich darin, dass sie sich öffnet und andere Freiheit bejaht. Die Anerkennung von Freiheit eines jeden ist das Gut. Die Theorie des Journalismus orientiert sich am Prinzip Freiheit. Sie sieht den Menschen als freiheitsfähiges und freiheitsbedürftiges Kulturwesen. Die Freiheit des philosophischen Fragens und die Freiheiten der lebensweltlichen Erfahrung sind stilprägende Merkmale eines verantwortlichen Journalismus, dessen Moral sich mit dem kommunikativen Freiheitsverständnis verbindet, ja damit identisch sein sollte.
Es geht um eine Normativität der Gegenstände. Die Medienentwicklung sollte ihre Tiefendimension und Humanistische Perspektive dadurch erlangen, dass die öffentliche Kommunikation als geschichtliche und anthropologische Grundkonstante erkannt wird.
Wichtige Nachrichten, aus Nah und Fern, bewusst auswählen und nicht das wichtige Gut Aufmerksamkeit an Unsinniges zu verschwenden, dies ist ein Auftrag an die Massenmedien der sich daraus ergibt, dass je mehr sich die Öffentlichkeit zu einer Weltöffentlichkeit erweitert und je wichtiger zugleich das früher Fernliegendste heute für den einzelnen werden kann und desto größer die Zahl der Informationen wird, auf die wir nicht verzichten können. So werden auch die Massenmedien wichtiger für die Öffentlichkeit, die zu einer Medienöffentlichkeit geworden ist.
Die Demokratie gründet sich in ihrem klassischen Ethos auf der Würde der einzelnen; wo dieses Ethos gelebt wird, wachsen die Gegenkräfte und Gegenwelten gegen das nackte Nichts der Vermassung und instrumentellen Vernunft.
Die Denk- und Meinungsmaschinen der Massenmedien sind menschengesteuerte Systeme. Das Gefühl der Sinnlosigkeit kommt nicht von ihnen. Die Frage, von der alles abhängt, ist die nach unserer Humanität und Moralität. Das Rezeptionsgeschehen in der Massenkommunikation ist ein technologisch bedingtes Wirkungsgeschehen, aber zugleich immer auch ein humanes, der menschlichen Individualität überantwortetes Ereignis, dessen Freiheit „als Negation der gesellschaftlichen Zweckmäßigkeit, wie sie über den Markt sich durchsetzt“ (Horkheimer), in unserer Wahl steht.
Gegenwelten der Rezipienten wirken für die über die Medien hereinflutende Welt wie ein Filter und entdramatisieren die Wirkungen. Der Mensch braucht Informationen, aber nicht jedwelche, sondern diejenige, die den geistigen Bedingungen seines Lebens und der Verantwortungsfähigkeit seiner Person entspricht.

Für Medien besteht durchaus die Freiheit, durch entsprechende Sendungen bei Kindern Verhaltensweisen wie Freundlichkeit oder Hilfsbereitschaft zu vermitteln. Aber oft ist die „Unfähigkeit Freiheit zu ertragen“ (Lüscher), größer als die Fähigkeit, sie in menschenfreundlicher Weise zu nutzen.

Es besteht die große Schwierigkeit, die technologische Effizienz in eine humane zu übertragen.

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