Mittwoch, April 29, 2009

Gehlen's Blick ins Substanzlose

Lese gerade den Text "Die gesellschaftliche Situation unserer Zeit" aus "Anthropologische und sozialpsychologische Untersuchungen" von Arnold Gehlen. Und dabei finde ich es doch bemerkenswert, dass er von der "landschaftslosen Welt-Industrie-Kultur" spricht und praktisch den Zustand der Kommunikations- und Computergesellschaft schon zu erahnen scheint. Wobei ihm letzteres selbstredend nicht vor Augen schwebte, aber diese eben die konsequente Organisation der Degeographisierung der Gesellschaft geschaffen hat. Die Kommunikationsgesellschaft kann er dagegen aus der "sachnotwendigen", aber immer abstrakten sowie mobilen Hierarchisierung in modernen Industrieunternehmen, also durch modernes Management, herleiten.

Und bei all dem kommt er dann auch noch zu dem "befangenen Gedanken", den er vorsichtig, weil ins Ungewisse prognostizierend, formuliert, dass es im Zuge einer Weltkulturen zu glokalen Kulturzuständen komme müsse: "[...] dass sich im Schatten eines solchen weltumgreifenden industriellen Überbaus die bunteste Partikularität kleinteiliger Lokalzustände mit neubestärktem Sonderpathos entwickeln müsse, da daß sich seelisch ausfüllbare Künste und Sitten künftig unterhalb des Publizitätsbereiches, also im nichtöffentlichen Raum entwickeln könnten."

Gleich kommt er zur "moralischen Überforderung des Individuums"... spannend....

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