Call for Paper
Ernährungskulturen in der Krise. Authentizität und Krise in der
kulinarischen Ethnologie
Workshop der AG Kulinarische Ethnologie
auf DGV-Tagung 2015
Krisen. Re-Formationen von Leben, Macht und Welt
30.9. – 3.10.2015 an
der Philipps-Universität Marburg
Versteht man Krisen als
Infragestellungen oder Umbrüche bestehender Werte oder Wertsysteme, kann man
gleichsam von Krisen kulturspezifischer Küchen oder Ernährungsweisen sprechen.
Unabhängig von den Ursachen, verlangen solche Krisen danach, gewohnte Diätiken
und Ernährungsregime neu zu verhandeln. Dabei ist ein bis zur
Widersprüchlichkeit reichender Pluralismus keine Seltenheit, der nicht zuletzt
in der Verunsicherung darüber fußt, wie man sich richtig ernähren soll. Doch wie
und wer entscheidet darüber? Wie werden in diesem Kontext Infragestellungen und
Umbrüche jenseits gesundheitlicher und gesellschaftspolitischer Kontexte
diskursiviert? Welche Rolle spielen Veränderungen von Körperkonzeptionen, die
für Ernährungskulturen von zentraler Bedeutung sind? Worauf bezieht sich
„Krise“ im Bereich des Kulinarischen überhaupt? Um welche Krise von was geht
es?
Wie im Bereich der Musik oder
bildenden Künste spielt auch im Kontext von kulinarischen
Transformationsprozessen der Begriff der Authentizität eine zentrale Rolle.
Folgt man Arjun Appadurais Essay „On Culinary Authenticity“ (1986),
manifestieren sich im Begriff der kulinarischen Authentizität normative
Vorstellungen. Er stellt jedoch fest, dass es sich um ein etisches Problem, nämlich
den Zweifel an der Echtheit bzw. Ungebrochenheit einer fremden kulinarischen
Tradition handelt. Als Problem trete Authentizität sodann erst im Kontext von
bereits stattgefundenen Veränderungen auf. Kulinarische Authentizität,
traditionelle Küche und richtige Ernährung existieren demnach nur in der
Retrospektive, d.h. scheinbar erst aus dem Moment der Krise heraus.
Der Workshop befasst sich mit
Forschungsarbeiten, die diesen Zusammenhang von Authentizität und
soziokulturellen wie gesellschaftspolitischen Transformationsprozessen
betreffen.
Wenn Sie sich für einen Vortrag
bewerben wollen, schicken Sie bitte bis spätestens 15.2.2015 sowohl einen Abstract
mit maximal 1.200 Zeichen (inkl. Leerzeichen) als auch eine Kurzversion von
nicht mehr als 300 Zeichen (inkl. Leerzeichen) direkt an kofahl@apek-consult.de
Daniel Kofahl Bettina Mann Sebastian Schellhaas
Sprecher/-innen der AG Kulinarische Ethnologie (DGV)