Donnerstag, Januar 04, 2007

(70) Kommunikation, Massenkommunikation, Wirkung (JMW2)

Nach McQuail stellt Massenkommunikation die umfassenste Form der Kommunikation dar, die potentiell alle Mitglieder einer Gesellschaft erreicht. Dazu wird ein großes öffentliches Kommunikationsnetzwerk benötigt, welches auf einer technischen Infrastruktur basieren muss.

Maßgeblich ist ebenfalls, das massenkommunizierte Informationen ein hoheß Maß an Reichweite und Wahrnehmung einrechnen können.

Massenkommunikation => Kommunikationsprozess
Massenmedien => Organisation, Träger und Transportmedien

Luhmann stellt fest, dass im Gegensatz zur Face-to-Face-Kommunikation in der Massenkommunikation keine Interkation (-> Wechselbeziehung zwischen Handelnden) zwischen Sender und Empfänger einer Nachricht stattfinden kann, da zwischen ihnen die Verbreitungstechnik geschaltet ist. Stattfindende Interatktionen bilden inszenierte Ausnahmen.

Obwohl ausschließlich Face-to-Face-Kommunikationen Interaktion ermöglichen, kommt es gelegentlich im den Massenkommunikation zu parasozialen Interaktionen. Dabei handelt es sich um "Intimität auf Distanz". Sowohl Sender als auch Empfänger entwickeln und pflegen Formen, die nicht vorhandene Intimität suggerieren. Eigentlich abwesende Personen (bspw. Zuschauer oder Filmcharaktere) werden als anwesende Akteure konstruiert. Hier zeigt sich bereits, dass die Rezipientenrolle nicht allein passiv beschrieben werden kann, sondern sich Bedeutungen von Kommunikationsinhalten wechselseitig ergeben (Burkart).

So ist nach Watzlawick zu unterscheiden zwischen "Verständigung" auf der Bezugsebene, und der "Datenvermittlung" auf der Inhaltsebene.

Schramm entwickelte ein Zirkulationsmodell von Massenkommunikation, in dem der Sender Informationen codieren und die Empfänger diese interpretierend entschlüsseln müssen ("Decoding"). Danach kann es zu einem, wiederum verschlüsselten Feedback an den Sender kommen. Dies benötigt allerdings Zeit und erhöht die zeitverzögerte Rückkopplung. In diesem Modell wird auch beschrieben, wie bestimmte Empfänger Daten empfangen, entschlüsseln und für interpersonale Gruppeninteraktionen wieder verschlüsseln und dort diskutieren und verbreiten.

Kubicek unterscheidet Medien 1. Ordnung ("technische Systeme mit bestimmten Funktionen und Potentialen für die Verbreitung von Informationen") und Medien 2. Ordnung ("soziokulturelle Institutionen zur Produktion und Verständigung bei der Verbreitung von Informationen mit Hilfe von Medien erster Ordung").

Ebenfalls Probleme bei dem Term "Massenkommunikation" bringt die Frage auf, wie Masse zu definieren ist.

Blumer unterschied dafür Gruppe, Menge, Öffentlichkeit und Masse. Masse wird als "mass audience" verstanden. Eine geographisch breit verstreutes, nicht an Anwesenheitskriterien gebundenes Publikum mit äußerst heterogener Struktur. Trotzdem haben sie eins gemeinsam: sie sind das eine Publikum.

Maletzke spricht von einem "dispersen Publikum", das sich von Fall zu Fall konstituiert, um bestimmte Medienangebote wahrzunehmen. Zwischen den einzelnen Mitgliedern des Publikums  besteht solange sie das Medium nutzen keine Vernetzung und es handelt sich um einen rückkopplungsarmen Kommuniaktionsprozess .
  • Unter Massenkommunikation verstehen wir jene Form der Kommunikation, bei der Aussagen öffentlich durch technische Medien indirekt und einseitig an ein disperses Publikum vermittelt werden.
In diesem Sinne zählen zur Massenkommunikation auch bspw. Verkehrsschilder, Schallplatten oder Telefonschaltung in einer TV-Sendung.

Es stellt sich nun die Frage, wie Medien auf wen oder was wirken. Dabei liegt der Medienwirkungsforschung zunächst das bekannte Stimulus-Response-Modell (-> Welche Reaktion beim Empfänger wird durch welchen vom Sender ausgesandten Stimulus erzeugt?) zugrunde. Allerdings findet die Auseinandersetzung mit diesem Modell, das an sich eine sehr verkürzte Darstellung ist, nicht nur als positives anschließen, sondern gerade auch im negativen anschließen, als abgrenzung, statt. Welches Wirkungsmodell konzipiert wird, hängt auch eng mit dem Menschenbild zusammen, das die jeweilige Theorie vertritt.






Literatur(hinweise):

Basistext: Jäckel, Michael: Medienwirkungen

Blumer, Herbert: Collective Behavoir
Burkart, Roland: Kommunikationswissenschaft. Grundlagen und Problemfelder
Kubicek, Herbert: Das Internet auf dem Weg zum Massenmedium?; In: Werle, Raymund (Hrg.): Modell Internet? Entwicklungsperspektiven neuer Kommunikationsnetze
Luhmann, Niklas: Die Realität der Massenmedien
Maletzke, Gerhard: Psychologie der Massenkommunikation
McQuail, Dennis: McQuail's Nass Communication Theory
McQuail, Dennis; Windahl, Sven: Commuincation Models for the Study of Mass Communication
Schramm, Wilbur J.: The Process and Effects of Mass Communication
Watzlawick, Paul u.a.: Menschliche Kommunikationen. Formen, Störungen, Paradoxien.