Donnerstag, November 05, 2009

Kausalität... oder "Kommunikation"

Heute einen interessanten Gedankenaustausch - irres Wort, wenn man mal drüber nachdenkt - zum Thema Kausalität gehabt.

Wie weit können wir die Verkettung von Ereignissen kausaltheoretisch rekonstruieren? Inwiefern dürfen wir bei Prognosen Kausalannahmen formulieren? Wieso tappen wir sooft in die Falle, aus Korrelationen Kausalaussagen abzuleiten?

In meiner Arbeit versuche ich wo immer es geht, von Kausalaussagen abzusehen und eine Perspektive von Kommunikationsverhältnisse einzuführen. Sicherlich ein Resultat der Luhmann- und Baecker-Lektüre, letzterer setzt "Kommunikation" ja gerade in Opposition zu "Kausalität" (Form und Formen der Kommunikation: 8). Aber nochmal: Was gewinnen wir damit?

Wir können zunächst einmal von Fragen absehen, wie etwas "ausgetauscht" wird, wie etwas "von einem Phänomen in ein anderes gelangt", weil wir von "direktem Einfluss" auf "gegenseitige Irritation" switchen. Wolfgang Jonas spricht, mit Bezug auf Baecker, von unbestimmter Kausalität, die impliziert, dass es in der Umwelt von Kausalketten Wirkursachen gibt, die Effekte im System auslösen, obwohl sie vom System nicht bestimmt werden können (Mind the gap! - Über Wissen und Nichtwissen im Design: 58)
Desweiteren ist es dann auch möglich, die Interdependenzketten rückwärts (oder vorwärts, abhängig freilich von der Richtung aus der man kommt) zu verfolgen und zu erkennen, dass es nicht ein "unbedingtes Bedingen" bei dem Ablauf der Ereignisse gab, sondern eine Reihe "an Zufall grenzende rUnwahrscheinlichkeiten des Eintritts von Ereignissen, die als Selektion aus einer Vielzahl von Möglichkeiten realisiert wurden". Damit wird zumindest die Monolinerarität von Kausalität aufgelöst.
Als drittes kann man sich die Komplexität von Phänomenen eher realisieren, wenn man auch Vorgänge wie Zirkularität, Selbstreferentialität oder - in fuzzylogischen Theorien stark thematisierten - Unschärfen in die Analysen miteinbezieht.

Nichts desto trotz ist die Suche nach Kausalitäten und die Formulierung von Kausalitäten stellenweise durchaus praktikabel. Ein guter Hinweis war der Verweis auf die Konstruktion von Kausalität in den Rechtswissenschaften, besonders im Strafrecht. Es käme wohl nie zu Verurteilungen, würde der Beobachter nicht einen Kausalzusammenhang konstruieren, warum was zum Delikt geführt hat. Allerdings ist die Zentralität eines bestimmten Beobachters mit zahlreichen blinden Flecken hier unübersehbar - und auch immer wieder Thema ("die böse Gesellschaft", "die Gene", "der Alkohol"....).
Allerdings sollte man sich vor Augen führen, dass mit zunehmender Komplexität der Analyse auch die analysierten Phänomene so komplex werden, dass man nur noch von "unverbundenen Inseln von Kausalität" sprechen kann (Mind the gap! - Über Wissen und Nichtwissen im Design: 58) .

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