Montag, Juni 26, 2006

(54) UNTERHALTUNG II (LRM12)


Strizz, als einer der bekanntesten zeitgenössischen deutschsprachigen Comicstrips, zieht seinen Unterhaltungswert gerade daraus, dass sein Hauptprotagonist in Situationen, die seine Leser durchaus mit selbst erlebten Erfahrungen vergleichen können (Redundanz), sein Entropiepotential immer auszunutzen weiß, und in als affektneutral definierten Situationen, so affektiv handeln kann, wie man es sich selbst nur selten erlauben kann.
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Gerade beim Comicstrip sieht man sehr gut, wie Informationen zu einem Zeitpunkt der Geschichte selektiert werden (in einem früheren Bild) um dann sogleich Anschlussmöglichkeiten en masse zu vernichten (das meiste kann jetzt nicht mehr passieren), aber gleichzeitig Anschlüsse für den Witz (in einem späteren Bild) vorbereitet.
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Fremdreferenz auf die reale Realität wird dabei immer mitgeführt und auch erst in diesem Vergleich entsteht die Form der Unterhaltung, die einen ganz bestimmten Bezug zur realen Realität zum Ausdruck bringt (Ablehnung, Zustimmung, Übertreibung etc.).
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Der Zuschauer, der als Beobachter 2.Ordnung parasitär an dem Unterhaltungsgebot partizipiert, ohne sich mit Folgeproblemen des Betrachteten konfrontiert zu sehen, kann aus der Distanz dennoch sich selbst mitbeobachten und sich überlegen, was wäre, wenn er selbst in einer solchen Situation wie der dargestellten sich befände. Und wenn er dann sich selbst als Beobachter beobachtet, wie es sich bzgl. der Beobachtung der fiktionalen Realität beobachtet, sieht es, wie es selbst mit seiner Identität operiert, kann es einen Prozess der Selbstfestlegung mitverfolgen (der natürlich keinen Bestand haben muss) und daraus Identität gewinnen.

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