Montag, August 23, 2010

Sprache verstehen

Bei meiner, leider immer noch sehr zäh voranschreitenden Proust-Lektüre, bin ich auf eine (eine von vielen) bemerkenswerte Stelle gestoßen. Sie befasst sich damit, dass ein Ehepaar erkennt, dass ein Freund von ihnen offensichtlich den symbolischen Code ihrer Kultursprache nicht beherrscht. Dass heißt: er spricht und versteht zwar französich und weiß sich wohl auch gewählt auszudrücken, er begreift aber die kleinen Sprachspiele nicht, die in der Kultursprache seines von ihm frequentierten sozialen Netzwerks angelegt sind.

In diesem speziellen Fall versteht der Angesprochene genau das, was man ihm sagt - obwohl genau das Gegenteil gemeint ist, von dem was gesagt wird. Dies wird übrigens ohne jegliche Täuschungsabsicht so gesagt wie es gesagt wird. Statt dessen transportiert diese Form der Kommunikation eine weitere Botschaft (in diesem Fall "Bescheidenheit"), die man nicht mehr kommunzieren kann, wenn man sagt, was tatsächlich der Fall ist.

"Weißt Du," hatte Madame Verdurin zu ihrem Gatten gesagt, "ich glaube, wir machen einen Fehler, wenn wir dem Doktor gegenüber aus Bescheidenheit herabsetzen, was wir ihm bieten. Er ist ein Gelehrter, der außerhalb des praktischen Lebens steht. Er kennt den Wert der Dinge nicht und glaubt in dieser Hinsicht, war ihm darüber erzählen."

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